Bei einer Schallempfindungsschwerhörigkeit liegt der Grund der Schädigung im Innenohr oder am Hörnerv. Bei dieser Innenohrschwerhörigkeit kann zwischen verschiedenen Typen unterschieden werden: Bei einer endocochleären Schwerhörigkeit sitzt der Schaden in der Hörschnecke und bei einer retrocochleären liegt er hinter der Hörschnecke des Innenohrs. Der Betroffene dieser Innenohrschwerhörigkeit empfängt Schallsignale zwar noch relativ gut, aber sie werden aufgrund von Frequenzverlust vor allem in hohen Bereichen verändert wahrgenommen. Gehörtes verliert somit an Qualität, welche häufig nur durch ein Hörgerät oder Cochlea-Implantat wiedererlangt werden kann.
Bei einer Otoskopie schaut der Hals-Nasen-Ohren-Arzt mit einem Otoskop in den Gehörgang des Patienten und betrachtet das Trommelfell. Liegt eine Schallempfindungsschwerhörigkeit vor, lässt sich diese allerdings nicht mit einer Otoskopie diagnostizieren. Im obigen Tonaudiogramm sieht man, dass die Schallweiterleitung sowohl über die Luft als auch über den Knochen gleich schlecht ist. Da bei einer Schallleitungsschwerhörigkeit, beispielsweise resultierend aus einer Mittelohrentzündung, die Luftleitung schlechter wäre als die Knochenleitung, kann man diese Art der Schwerhörigkeit ausschließen.
Um eine Diagnose über eine Schädigung im Mittelohr zu stellen, wird eine Impedanzaudiometrie durchgeführt, um den akustischen Scheinwiderstand des Trommelfells zu messen. Diese besteht aus zwei Messungen, der Typanometrie und der Stapediusreflexmessung, die beide nacheinander innerhalb von etwa 30 Sekunden ablaufen und schmerzfrei durchgeführt werden können. Um das Tonaudiogramm zu erweitern, werden über einen Kopfhörer und einen sogenannten Knochenleitungshörer Töne vorgespielt und der Patient muss den Zeitpunkt angeben, wann er diese Töne das erste Mal wahrnimmt. Außerdem wird die Hörschwelle bestimmt, welche angibt bei welcher Lautstärke und Schmerzgrenze Töne zu hören sind, beziehungsweise als unangenehm erscheinen.
Im Sprachaudiogramm wird anschließend das maximale Sprachverständnis gemessen. Liegt eine Schallempfindungsschwerhörigkeit vor, erkennt man hier eine deutliche Abflachung der Kurve im Gegensatz zu der eines Normalhörenden. Bestimmte Tests, wie zum Beispiel die SISI-, Lüscher- oder Fowler-Tests, können anzeigen ob der Hörverlust endo- oder retrocochleär ist, also in oder hinter der Hörschnecke liegt. Durch otoakustische Emissionen lassen sich Schlüsse auf die Funktion der äußeren Haarsinneszellen des Innenohrs ziehen. Ist diese uneingeschränkt, deutet dies auf eine Schallempfindungsschwerhörigkeit hin. Eine Innenohrschwerhörigkeit verläuft häufig schleichend, wenn es sich um eine chronische Schallempfindungsschwerhörigkeit handelt. Zunächst gehen die Frequenzen gerade in den oberen Bereichen verloren und der Patient hört alles nur noch dumpf. Bei einer akuten Schallempfindungsschwerhörigkeit treten die Symptome häufig plötzlich nach einem Auslöser wie einem Knall auf, beispielsweise bei einem Hörsturz durch ein Knalltrauma, können aber bei entsprechender Behandlung innerhalb einer kurzen Erholungsphase verschwinden. Häufig wird der Hörverlust von einem Tinnitus (Ohrensausen) als weiteres Symptom begleitet.
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Eine Schallempfindungsschwerhörigkeit kann angeboren oder im frühkindlichen Stadium durch beispielsweise Erbschäden oder Infektionen im Mutterleib aufgrund einer Krankheit der Mutter während der Schwangerschaft, erworben werden. Es kann auch zum Hörverlust kommen, wenn das Kind nicht genügend Sauerstoff bekommt. Im fortgeschrittenen Alter nennt man jenen Hörverlust Presbyakusis, also Altersdegeneration, die häufigste Ursache für eine Schallempfindungsschwerhörigkeit.
Bestimmte Erkrankungen, wie die Innenohrkrankheit Labyrinthitis (Innenohrentzündung), eine Erkrankung des Innenohrs, Stoffwechselerkrankung, Gefäßverengungen (Arteriosklerose), das Zervikal-Syndrom oder ototoxische Medikamente, aber auch Vergiftungen durch Kohlenmonoxid, Anilin, Nitrobenzol, Quecksilber und Blei, können ebenfalls diese Hörstörung verursachen. Eine durch Vergiftung verursachte Schallempfindungsschwerhörigkeit ist in der Regel akut und verschwindet wieder. Ebenso können:
Syphilis (Lues)
Zoster oticus
Hirnhautentzündung
AIDS
Taxoplasmose
Borreliose
Tuberkulose
Mumps
Masern
Ursachen sein und den akuten Hörverlust herbeiführen.
Ein Schall- oder Lärmtrauma kann ebenfalls zu einer dauerhaften Schallempfindungsschwerhörigkeit führen. Dies bedeutet, dass kurzfristig auftretender Lärm mit einer Lautstärke von 120 Dezibel auf das Ohr trifft und das Innenohr irreversibel beschädigt. Weiter Ursachen können ein Hörsturz oder Morbus Menière sein. Neben Erkrankungen und Infektionen kann auch eine Fraktur des Schädels zu diesem Innenohrschaden führen, wenn es dabei zu einem Querbruch des Felsenbeins ein Knochen welcher das Innenohr umgibt, kommt.
Eine dauerhafte Schädigung des Innenohrs tritt auf, wenn die betroffene Person oft viele Stunden einer Lärmbelastung über 80 Dezibel ausgesetzt ist. Allerdings kann eine chronische Schallempfindungsschwerhörigkeit auch altersbedingt, durch eine Hörnerv-Erkrankung oder durch Geschwülste im Ohr hervorgerufen werden.
Abhängig vom Ort der Schallempfindungsschwerhörigkeit in der Hörschnecke kann man verschiedene Arten der Schwerhörigkeit unterscheiden:
Basocochleär - entspricht einer Hochtonschwerhörigkeit
Mediocochleär - bezeichnet eine Schwerhörigkeit der mittleren Tonfrequenzen
Apikocochleär - ist mit einer Tieftonschwerhörigkeit gleichzusetzen
Sind alle Frequenzen gleich schlecht hörbar, spricht man von einer pancochleären, also einer breitbandigen, Schwerhörigkeit.
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Entzündungsbedingte Innenohrschäden könnten in seltenen Fällen mit Medikamenten behandelt oder durch eine Operation am Fortschreiten gehindert werden. In der Regel kann man eine Schallempfindungsschwerhörigkeit jedoch nicht behandeln. Eine sinnvolle Therapie können entweder Hörgeräte oder Cochlea-Implantat sein. Sie können die Schädigung kompensieren, sodass die Lebensqualität der Betroffenen erheblich gesteigert wird. Dabei ist es wichtig sich ausreichend Zeit in der Testphase mit den Hörgeräten zu lassen, um das passende Modell zu finden. Jeder Hörverlust ist so individuell wie die zahlreichen Modelle an Hörgeräten, sodass es etwas Zeit und Geduld braucht, bis man das Passende gefunden hat. Sollte ein Hörgerät nicht ausreichen, um den Hörverlust zu kompensieren, kann ein Cochlea-Implantat eine geeignete Lösung sein, das Hören wieder zu ermöglichen.
Bei Taubheit kann auch ein Cochlea-Implantat das Hören wieder ermöglichen. Weitere Möglichkeiten sind aktive Mittelohrimplantate oder Hirnstammimplantate.
Therapiert man eine Hörminderung nicht, kann das zahlreiche Folge nach sich ziehen. Häufig verkrampft man bei Gesprächen, da man eine unnatürliche Körperhaltung einnimmt um seinen Gegenüber besser zu verstehen und sich zudem sehr anstrengen muss, um dem Gespräch zu folgen. Die enorme Höranstrengung führt unweigerlich zur Hörermüdung und folglich zum sozialen Rückzug. Die Vereinsamung begünstigt Krankheiten wie Depressionen und Demenz, da Menschen mit einer Schwerhörigkeit weniger Reize und Eindrücke aus der Umwelt verarbeiten müssen.
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