Es ist immer wieder erstaunlich und faszinierend, welche technischen Fortschritte im Bereich der Hörgerätetechnik erzielt werden. Der Trend geht dabei stets in eine Richtung: Die Geräte werden kleiner und leistungsstärker. Wie klein sie mittlerweile sein können, verraten wir Ihnen heute in einem neuen Beitrag aus der „Welt des Hörens".
Wenn Sie an eine Kontaktlinse denken, dann sicherlich, wie die meisten, an eine Kontaktlinse für die Augen, um die Sehkraft zu verbessern. Aber wussten Sie, dass es in Zukunft Kontaktlinsen für die Ohren gibt? Genauer gesagt handelt es sich um Hörkontaktlinsen, welche direkt auf dem Trommelfell platziert werden. Unglaublich, aber wahr!
Diese Weltneuheit wurde von deutschen Forschern entwickelt und soll 2021 auf den Markt kommen.
Die Technik der Hörkontaktlinse basiert auf innovativer Mikrosystemtechnik. Die Mikrobauteile, die mittels dieses Verfahrens gefertigt werden, sind tausendmal feiner als das menschliche Haar! Nun kann man sich auch vorstellen, warum die Hörkontaktlinse so klein und unauffällig ist.
Zentraler Bestandteil dieses neuen Hörsystems ist ein neuartiger Mikrolautsprecher, auch Mikro-Aktuator genannt. Dieser hauchdünne Schallwandler wird mittels einer individuell abgeformten Silikonplatte direkt am Trommelfell platziert. Neben dem Mikro-Aktuator integriert ein weiterer Teil der Hörkontaktlinse Mikrofon, Signalprozessor und eine wiederaufladbare Mikrobatterie.
Sicherlich fragen Sie sich jetzt, ob ein so winzig kleines Hörsystem die gleiche Leistung bringt wie ein normales Hörsystem. Die Antwort lautet: Ja! Es wird davon ausgegangen, dass das Sprachverstehen in Ruhe und in lauten Umgebungen sogar deutlich verbessert wird. Der Grund hierfür liegt in den Rückkopplungs- und Verzerrungseffekten aufgrund des schlechten Übertragungsverhaltens der Luftsäule im Gehörgang, welche bei normalen Hörgeräten oftmals nicht ganz vermeidbar sind. Die Hörkontaktlinse hat dieses Problem nicht, da sie direkt in unmittelbarer Nähe zum, beziehungsweise direkt am Trommelfell sitzt. Zudem soll der von Forschern neu entwickelte Schallwandler dem Träger ein breiteres Klangspektrum und ein verbessertes Richtungshören bieten.
Die Aufladung der Mikrobatterie soll durch ein kleines externes Gerät erfolgen, welches der Nutzer vorübergehend in den Gehörgang einsetzt. Ein Batteriewechsel ist daher nicht nötig. Hierüber sollen auch Programmierungen der Hörkontaktlinse vorgenommen werden.
Generell wird dieses Hörsystem für Menschen mit leichtem bis mittlerem Hörverlust geeignet sein. Wie leistungsstark die Hörkontaktlinse im Endeffekt ist und ob sie den individuellen Hörverlust der einzelnen Betroffenen adäquat ausgleichen kann, lässt sich erst sagen, wenn die Technik in den Markt eingeführt wurde und Erfahrungswerte vorliegen. Für Menschen mit einem Hörverlust, die sich eine unsichtbare Hörlösung wünschen, wird dieses System auf jeden Fall eine interessante Alternative werden, da sich alle Komponenten dieses Miniatur-Hörsystems tief im Gehörgang befinden.
Klinische Erprobungen sollen bereits in diesem Jahr stattfinden. Auch die obligatorische CE- Kennzeichnung für Medizinprodukte wird von den Forschern für dieses Jahr erwartet. Sobald diese Prozesse erfolgreich abgeschlossen sind erfolgt der Markteintritt in Deutschland, welcher für 2021 vorgesehen ist. Weitere europäische Länder sollen dann ebenfalls folgen.
Es bleibt spannend, wie sich die Hörkontaktlinse etablieren wird und wie die Resonanz der Nutzer ausfällt. In jedem Fall ist diese Weltneuheit und der damit verbundene Einsatz innovativer Mikrosystemtechnik ein revolutionärer Schritt im Bereich der Hörgeräteentwicklung.
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