Eine Vielzahl an modernen Hörgeräten verfügt über die CROS/BiCROS-Technologie zur Unterstützung von Betroffenen mit einseitiger Taubheit. Doch wie funktioniert CROS/BiCROS-Technik eigentlich? PROAURIS erklärt.
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Das menschliche Gehirn kann auf natürliche Weise eine Schallquelle in seinem Umfeld lokalisieren. Dies ist ganz selbstverständlich für gesund hörende Menschen. Doch von einer einseitigen Taubheit Betroffene können dies nicht mehr.
Um zu berechnen, von wo ein ankommendes Schallsignal kommt, benötigt das Gehirn beide Ohren, auf die derselbe Schall zeitverzögert trifft. Anhand der unterschiedlichen Zeitpunkte, an denen der Schall erst auf das eine und dann auf das andere Ohr trifft, kann das Gehirn feststellen, von wo der Schall gekommen sein muss. Dies funktioniert blitzschnell und ganz von selbst.
Ist das Hörvermögen eines Ohres stark eingeschränkt oder nicht mehr vorhanden, so ist diese Fähigkeit in ihrer Ausführung behindert, das Gehirn nimmt Schall über ein Ohr wahr und kann ihn nicht mehr räumlich “hören”. Betroffene versuchen häufig, dies mit anderen Sinnen auszugleichen, zum Beispiel verlassen sie sich mehr auf visuelle Eindrücke. Im Straßenverkehr zum Beispiel kann fehlendes Richtungshören jedoch sehr gefährlich werden, da die Entfernung herannahender Autos oft nicht mehr richtig eingeschätzt werden kann.
Außerdem haben Betroffene Schwierigkeiten damit, Töne und Signale, die auf das ertaubte Ohr treffen, zu erfassen, da der menschliche Gehörsinn nicht darauf ausgerichtet ist, nur einseitig zu Hören. Liegt auf dem einen Ohr eine Taubheit vor und ist das andere normalhörend, beziehungsweise leidet unter einer weniger starken Hörminderung, kann eine sogenannte CROS/BiCROS-Versorgung zum Einsatz kommen. Da die Spontanheilungsrate der Taubheit aufgrund eines Hörsturzes sehr hoch ist, werden in solch einem Fall meist verschiedene andere Handlungsmöglichkeiten getestet, bevor dann tatsächlich ein Hörgerät zum Einsatz kommt.
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Bei Hörgeräten mit der CROS-Technologie wird auf das Ohr, welches von einem starken Hörverlust betroffen oder ertaubt ist, ein Sender mit Mikrofon in Form eines Hörgerätes gesetzt. Er sendet den aufgenommenen Schall an ein Empfängergerät mit Lautsprecher auf dem gesunden Ohr. Dieses führt den empfangenen Schall direkt in das gesunde Ohr, ohne ihn zu verstärken. Dem Gehirn wird so nun wieder der Schall von beiden Ohren zugeführt, es kann also wieder Schallquellen lokalisieren. Das gesunde Ohr hört sozusagen für das beeinträchtigte Ohr “mit”.
Bei Hörgeräten mit der CROS-Technologie wird auf das Ohr, welches von einem starken Hörverlust betroffen oder ertaubt ist, ein Sender mit Mikrofon in Form eines Hörgerätes gesetzt. Er sendet den aufgenommenen Schall an ein Empfängergerät mit Lautsprecher auf dem gesunden Ohr. Dieses führt den empfangenen Schall direkt in das gesunde Ohr, ohne ihn zu verstärken. Dem Gehirn wird so nun wieder der Schall von beiden Ohren zugeführt, es kann also wieder Schallquellen lokalisieren. Das gesunde Ohr hört sozusagen für das beeinträchtigte Ohr “mit”.
Die BiCROS-Technologie funktioniert prinzipiell wie die CROS-Technik. Hier jedoch ist ein Ohr ertaubt und das andere ebenfalls von einem Hörverlust betroffen, welcher allerdings noch eine Schallaufnahme zulässt. Auch hier schickt ein Sender auf dem ertaubten Ohr Schall an ein Hörgerät auf dem besser hörenden Ohr. Dieses nimmt, neben dem empfangenen Signal, über seine Mikrofone den Schall auf seiner Seite auf. Anschließend werden beide Schallsignale dem Hörverlust entsprechend verstärkt und in das Ohr des Trägers weitergeleitet. BiCROS ermöglicht dem Betroffenen wieder ein Richtungshören, sowie eine bessere und klarere Klangqualität.
Die CROS/BiCROS-Technologie ist meist in Hinter-dem-Ohr-Hörgeräten verbaut, da hier etwas mehr Platz als in In-dem-Ohr-Hörgeräten ist. Sie funktioniert bei Standard-HdO- also auch mit Mini-HdO- und Ex-Hörer-Modellen problemlos. Es gibt allerdings auch Im-Ohr- Geräte, welche die spezielle Technik verbaut haben.
Dies muss nicht unbedingt bedeuten, dass die Hörgeräte im Vergleich zu herkömmlichen Modellen stark im Preis steigen. Bereits in der Einstiegsklasse von 10 € bis 750 € gibt es Modelle, welche die CROS/BiCROS-Technik unterstützen. Da in Kombination mit einem Hörverlust oft auch störende Geräusche im Ohr, also Tinnitus, auftreten, verfügen viele empfangende CROS/BiCROS-Hörgeräte über einen sogenannten Tinnitus-Noiser. Dieser soll mit einem monotonen Hintergrundrauschen vom lästigen Pfeifen, Knacken, Brummen oder Rauschen ablenken.
Grundsätzlich ist die Technik für viele Grade der Schwerhörigkeit einsetzbar; welches Gerät im individuellen Fall verwendet werden sollte, kann man bei einem Hörakustiker nach einem ausführlichen Hörtest feststellen lassen. Dieser berät zu allen in Frage kommenden Hörgeräten. CROS-Hörgeräte machen natürlich nur dann Sinn, wenn ein Ohr noch gesund ist, während BiCROS-Geräte bereits bei einem leichten Hörverlust eingesetzt werden können. Besonders Menschen mit einem gut hörenden Ohr scheuen sich oft davor, die Hörgeräte dann auf beiden Seiten zu tragen. Diese Entscheidung muss allerdings jeder für sich selbst treffen.
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